Ostseeumrundung 2011

Na dann… versuchen wir uns fast ein halbes Jahr nach der Reise mal an einem kleinen Reisebericht und fangen wir mal ganz vorne an:

Irgendwann im Jahre 2009 oder 2010 stieß ich auf den Geocache „Nothing but Stones“ im äußersten Norden Norwegens. Ich erzähle Kitty davon, aber so recht war sie nicht für die Gegend und das Klima zu begeistern.
Den Cache behielt ich aber als „Highlight für Freaks“ irgendwo im Hinterkopf. Was im Januar und Februar des Jahres 2011 passierte gehört nicht hier her, es führte aber zu einem gewissen Umdenken in meinem Leben und dazu seltsame Dinge zu tun – die meisten davon am liebsten allein.
Der Cache kam wieder in mein Blickfeld und eine wochenlange einsame Trabant-Reise und eine tagelange Wanderung in Einsamkeit waren so ziemlich das Beste, was ich mir vorstellen konnte.
Noch im Winter stand der Plan: Eine Fahrt ans Nordkinn!

Als die Planungen der Route begannen stellte ich schnell fest, dass der Weg über Finnland und das Baltikum nur unwesentlich länger ist als der Weg über Dänemark und Schweden. Aus der Tour, die eigentlich nur aus Hin- und Rückweg bestand, wurde eine Rundreise. Eine Umrundung der Ostsee.

Für die Wanderung zum Nordkinn (dem nördlichsten Punkt des europäischen Festlands) musste trainiert werden. Im Juli und August lief ich dreimal ca. 30km. Beim letzten Mal auch mit ordentlich Gepäck. Körperlich war ich nun bereit.

Wie das Auto auf eine Tour von mehr als 7000km vorzubereiten ist, weiß ich ja mittlerweile und so konnte ich Ende August endlich aufbrechen. Immer nordwärts.

Das erste Tagesziel war gesetzt: Dänemark. Spät in der Nacht kam ich an und der Schlafplatz, den ich schon vor Wochen per „Google-Streetview“ ausgemacht hatte, erwies sich als perfekt.
Das Frühstück im Wald und Kaffee aus der geliehenen Emailletasse ließen nun endgültig eine gewisse Abenteuerlust aufkommen. Das Ziel für den Nachmittag wurde gesetzt: Die Überfahrt nach Schweden.
Zunächst war aber immer noch Dänemark dran. Die Fahrt ging Richtung Kopenhagen. Das seltsame Ziel „Staatsgefängnis“ wird nur Leute verwirren, die kein Fan der Olsenbande sind.
Auf dem Weg dorthin kam ich in den Genuss, die „Große-Belt-Brücke“ zu überfahren. Ich war schwer begeistert! Kilometerlang übers Meer zu fahren ist schon ein seltsames Gefühl.
Das Gefängnis selbst kann man nach den ganzen Filmen die hier entstanden sind, eigentlich nur mit einem Lächeln betrachten, obwohl es auch heute noch tatsächlich eine Strafvollzugsanstalt ist.
Für ein paar Fotos blieb ich, dann ging es aber auch weiter. Die Öresundbrücke, die noch länger als die erste Brücke ist, galt es jetzt zu überfahren und schon war ich in Schweden. Der Zoll fragte noch wo ich hin wolle, wunderte sich offenbar etwas und wies mich sicherheitshalber noch einmal darauf hin, dass mein Ziel noch zweieinhalbtausend Kilometer entfernt liegt und Schweden ziemlich groß sei.

Ich hatte einen „Geheimtipp“ bekommen. Jeden Dienstag findet in Löddeköpinge (nördlich von Malmö) ein „Motortreffen“ statt bei dem sich begeisterte Auto-, Oldtimer- und Motorradfahrer treffen. Kostenlos und zwanglos trifft man sich hier einmal in der Woche zum Erzählen, um Erfahrungen auszutauschen und um sein Gefährt vorzuzeigen.
Als ich gegen Nachmittag ankam, war mit ungefähr 50 Autos noch nicht viel los, der Platz füllte sich aber schnell und bald waren einige hundert Autos und Motorräder da. Ich blieb der einzige Deutsche, kam aber mit einigen Schweden ins Gespräch. Es waren tolle Autos da. Vom deutschen Goggomobil über alte und neue skandinavische PKW bis hin zu wirklich seltenen amerikanischen Straßenkreuzern.
Nur wenige Stunden später löste sich das Treffen genauso schnell im Nichts auf wie es begonnen hatte. Ich fuhr auch weiter. Nordostwärts. Ein weiteres Highlight stand für den nächsten Tag auf dem Plan: Ein Autofriedhof mitten im Wald.

Ich übernachtete direkt an einer Hauptstraße. Es war hier weder ruhig noch besonders schön und so fuhr ich am nächsten Morgen noch weiter ohne gefrühstückt zu haben. Ich wollte zu einem Wald in dem sich eine größere Anzahl alter Autowracks befinden sollte. An einem Parkplatz, auf dem das Schild „Skrotbilar – Schrottautos“ stand, hielt ich an und frühstückte erst einmal. Danach ging es bewaffnet dem Fotoapparat in den Wald.
Der Weg war zunächst gesäumt von Rädern die ordentlich aneinandergereiht die Richtung wiesen. Später kamen ein paar verrostete Einzelteile und schließlich Autowracks am Wegesrand dazu. Alte Autos. Keines jünger als 30 Jahre. Alle komplett verrostet, verbeult und ausgeschlachtet. So furchtbar das klingt und so groß die Umweltsauerei auch sein mag - es sieht einfach großartig aus! Etwas tiefer im Wald häuften sich die Fahrzeuge um eine alte verfallene Scheune. Hier stand sogar ein alter zerfallener Linienbus inmitten hunderter(!) PKW und Lieferwagen.
Es hat mehrere Stunden gedauert bis ich mich von diesem Platz (an dem ich übrigens die ganze Zeit allein war) losreißen konnte. Aber Lappland ruft – also weiter. Für heute waren noch 500km geplant – bis kurz vor Stockholm wollte ich kommen.

Einen netten Campingplatz fand ich schon im Campingführer. Dort angekommen fand ich mich auf einer kleinen Insel wieder und konnte den Tag gemütlich ausklingen lassen.
Für den nächsten Tag war „Kultur“ geplant: das Scania-Museum in Söndertälje. Gefunden war es schnell und die Exponate waren durchaus sehenswert.
Den Nachmittag verbrachte ich leider damit, den Stockholmer Berufsverkehr kennenzulernen. Es dauerte ewig, bis ich hier rausgekommen bin. Da ich an diesem Tag bisher wenig „Strecke gemacht“ hatte und außerdem froh war, die Stadt hinter mir gelassen zu haben, fuhr ich noch weit über 400km bis spät in die Nacht.
Ich war längst wieder auf der E45, einer der schwedischen Hauptstraßen nach Norden, aber es wurde langsam ruhig und einsam. Die Straße ging schnurgeradeaus und die Abstände zwischen den Orten wurden größer. Der erste Versuch, einen Schlafplatz zu finden, war ein Treffer. Ich fuhr ein paar Meter in den Wald, gerade soweit, dass ich die Straße nicht mehr sehen konnte, und schlug das Zelt auf.
Der nächste Morgen war für ein Frühstück wieder einmal nicht gemütlich genug und so fuhr ich erst einmal ein Stück. Als ich wenige Kilometer später einen kleinen Parkplatz an einem See fand, nutzte ich aber die Gelegenheit und fand mich kurz drauf mit Kaffee in der Blechtasse auf einem alten Holzsteg sitzend wieder. Das sind Momente, die genossen werden wollen. Die Hälfte des Weges hatte ich bisher ja auch schon geschafft und knapp 2000km lagen hinter mir.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit Autofahren und dem Genießen der Landschaft.
Das nächste Ziel war „Storforsen“, einer der größten Wasserfälle Europas. Gegen Abend bog ich von der E45 in diese Richtung ab und fuhr über lange, einsame und unbefestigte Straßen weiter. Übernachtet wurde wieder direkt an der Straße. Hier war es so einsam, dass den ganzen Abend und die ganze Nacht kein einziges Auto vorbeikam. Das Ankunftsbier im Schein meiner türkischen Öllampe war fast schon ein wenig gespenstisch – aber toll!
Morgens ging es recht zeitig los. Ich folgte der einsamen Schotterstraße und sah plötzlich im Augenwinkel ein Tier im Wald verschwinden. Das war doch nicht etwa?! Doch, das muss ein Rentier gewesen sein.
Wenig später kam mir ein Kleinbus mit deutschem Kennzeichen entgegen. Aus Angst vor fliegenden Steinchen fuhr ich sehr langsam. Der Bulli wurde ebenfalls sehr langsam und ich sah, wie das Fenster geöffnet wurde. Wir hielten an und mitten auf der Straße hielten wir einen kurzen Plausch. Es waren ein paar Deutsche, die jetzt hier wohnten und wissen wollte, was ich denn hier mache und wo ich hin wollte.
Ich sagte, dass ich mir einbildete, gerade ein Rentier gesehen zu haben und erntete lediglich ein Lächeln und die Worte „Mach vorsichtig, da vorn sind noch mehr auf der Straße.“
Wir verabschiedeten uns und wenige hundert Meter weiter musste ich das erste Mal wegen Rentieren wirklich anhalten weil fünf oder sechs die Straße als Weg nutzten. Schön, der Trabant ist nun wirklich in Lappland!
Schon am Vormittag bin ich am Storforsen angekommen. Kurz nach mir kamen auch mehrere Reisebusse und die Wanderwege und Stege am Wasserfall waren plötzlich voller Menschen. Auch hier lief ich einige Zeit herum und bestaunte die tosenden Wassermassen.
Wieder auf der Hauptstraße angekommen dauerte es nicht mehr lange und ein weiterer wichtiger Abschnitt der Tour war erreicht: Der Polarkreis!
Hier machte ich ein paar Fotos und hielt kurz darauf auf einem Parkplatz an um etwas zu essen. Kurz darauf bekam ich Besuch vom deutschen Kleinbus, den ich am Morgen schon einmal getroffen hatte. Noch einmal konnten wir quatschen und für mich ging es dann auch wieder weiter. Wieder nordwärts.
Am frühen Abend erreichte ich schon die Finnische Grenze und auch nur wenig später die norwegische. Jetzt war es nicht mehr weit. Es war schon spät und kein Campingplatz in Sicht also war wieder Wildcampen angesagt. Gleich neben der Hauptstraße kurz hinter der norwegischen Grenze konnte ich das Dachzelt aufschlagen.
Sehr früh wurde ich durch ein Geräusch geweckt, welches ich zwar kannte, was jetzt aber mindestens eine gewisse Verwunderung auslöste. Jemand öffnete den Reisverschluss am Überzelt. Da jetzt offenbar sowas wie Erklärungsbedarf bestand, sortierte ich meine Sinne und öffnete das Zelt. Niemand war zu sehen aber mit lautem Gekrächze flogen ein paar große schwarze Vögel weg. Ein/zwei Stunden durfte ich also noch weiterschlafen.
Bis zur Barentssee war es nun wirklich nicht mehr weit. Kurz vor dem Meer überholte mich auf einer langen, geraden Straße ein Reisebus mit deutschem Kennzeichen. Als ich wenig später an einer Tankstelle anhielt, stand dort auch der Bus. Ich hatte die Motorhaube noch nicht zum Tanken geöffnet, schon stand praktisch jeder Insasse des Busses in einem engen Kreis um mich und mein Auto. Ihre Reise führte von hier aus 200km zum Nordkap, meine 200km in die andere Richtung zum Nordkinn. Trabant-Geschichten der „alten Hasen“ wurden erzählt und es wurde gefragt, was ich an Ersatzteilen dabei hätte. Dass auch ein kompletter Ersatzmotor im Gepäck ist überraschte einige Zuschauer dabei wenig.
Dann trennten sich unsere Wege und kurz darauf tauchten die ersten Schilder auf, die schon in Richtung „Mehamn“ wiesen.

Am frühen Abend erreichte ich dann das Ziel meiner Tour: Mehamn. Ein kleines Dörfchen am nördlichen Rand Europas. Noch bevor ich mir Gedanken über einen Schlafplatz machte begab ich mich an den Punkt, der morgen der Ausgangspunkt der längsten Wanderung werden sollte, die ich je unternommen hatte: Ein kleines unscheinbares Tor aus Steinsäulen und einem Holzschild mit der Aufschrift: „Nordkyn 24km“.

Meinen Campingplatz fand ich am Wandererheim. Offenbar strandet hier jeder, der den legendären Geocache angehen möchte.

Meine Erlebnisse dort und bei der Wanderung könnt ihr euch am besten im Log des Caches durchlesen. (Teil 1, Teil 2, Teil 3)

Die Wanderung habe ich jedenfalls mit zwei Tagesmärschen ziemlich schnell absolviert. Und als am Abend des Ankunftstages sogar die Sauna im Wandererheim noch angeschaltet war, war der Tag perfekt!

Am Folgetag brach ich -man glaubt es kaum- nach Norden auf. Es gibt noch ein Dörfchen, was noch nördlicher als Mehamn liegt (aber nicht nördlicher als der Kinnarodden, das Ziem meiner Wanderung). Hier konnte ich wirklich den Punkt erreichen, wo auf dem Festland die Straße endet. Nördlicher kann man mit einem Auto auf dem europäischen Festland nicht mehr kommen!

Zeit, langsam wieder gen Süden aufzubrechen! Die Finnische Grenze kam schnell näher und das finnische Lappland wurde schneller „zivilisiert“ und belebt als mir lieb war. Und ich fuhr mit großen Schritten weiter. Zweimal im Wald geschlafen, einmal in Tampere auf dem Campingplatz und dann kam Helsinki schon in Reichweite. Aber etwas gab es da noch im Süden Finnlands. Ich hörte schon vor Jahren von einem Trabiwrack, was hier vor sich hin rostet. Die genauen Koordinaten hatte ich und das Ziel war auch im Navi hinterlegt. Also auf! Ich fuhr ganz kleine Waldwege – die Zweige der Bäume berührten teilweise beide Seiten des Autos gleichzeitig. Befestigt waren die Wege sowieso nicht, aber das Navigationssystem kannte sie immerhin!
Und plötzlich stand er da kaum 10m vom Weg entfernt in den Büschen. Ein 62er Trabant 500. Vollig heruntergekommen aber noch deutlich zu erkennen. Ein alter Trabant mitten in Finnland. Welche Geschichten der wohl erzählen kann?!

Am Abend war in Helsinki auf die Schnelle keine Fähre mehr zu bekommen und ich hatte auch keine große Lust, Skandinavien so schnell hinter mir zu lassen. Nach einem kleinen Stadtbummel fand ich einen netten Campingplatz am Stadtrand der Hauptstadt.

Am Vormittag fand ich leicht und schnell einen Platz auf einem Schiff nach Tallin in Estland. Gut zwei Stunden später legte der Kahn auch ab. Die Ostsee war ruhig, die Sonne schien und ich spazierte übers Schiff. Wieder ein Kapitel abgeschlossen und ein neues lag nur noch ein paar Seemeilen voraus: das Baltikum.

Da ich der Schönheit von Städten immer noch nichts abgewinnen kann, sind meine einzigen Erinnerungen an Tallin leider nur der Fährhafen und eine Tankstelle. Den Sonnenuntergang und die Einsamkeit auf der Landstraße kurz hinter der estnischen Hauptstadt fand ich sowieso viel toller!
Ich kenne aus dem Internet einen Moskwitschfahrer aus dieser Gegend, der eines der seltenen rechtsgelenkten Exemplare besitzt. Wir haben uns nicht verabredet aber ich wusste, dass er eine Gaststätte betreibt und fuhr einfach hin in der Hoffnung, ihn zu treffen.
Leider hatte die Gaststätte aber geschlossen. Mir blieb nur, ihm eine E-Mail zu schreiben und auf eine rasche Antwort zu hoffen. Ich übernachtete im Wald und als ich gegen Mittag weiterfuhr, war noch keine Antwort da - schade. Aus dem Treffen wurde leider nichts.
Schneller als gedacht erreichte ich nun die Grenze nach Lettland. Die Route führte mich an den Strand der Ostsee und ich fand am frühen Nachmittag einen tollen Campingplatz direkt am Meer. Auf der riesigen Wiese war ich der einzige Camper. Eine junge Familie übernachtete noch im Gästehaus, sonst war niemand hier. Umso rührender wurde ich empfangen. Nach der Anmeldung fragte man mich schon, was ich zum Abendbrot gern essen wolle und wann. Man schlug mir gebratenen Fisch aus der Ostsee vor mit Kartoffeln. Ein wahres Festmahl nach dem Campingessen der letzten Tage. Ein lettisches Bier dazu und der Abend war perfekt.
Wie sich nur wenig später herausstellte konnte der Sonnenuntergang über der Ostsee dem Ganzen noch die Krone aufsetzen. So etwas wundervolles konnte ich selten erleben!
Nach einem tollen Frühstück, was es, wie das Abendessen am Vortag, in einem gemütlichen Häuschen gab, wie man es aus russischen Märchenfilmen kennt, ging meine Tour weiter.
Kurz vor der litauischen Grenze hatte ich mir noch einen besonderen Ort auf der Karte markiert. Einen alten Atomraketenbunker. Hier waren zu Sowjetzeiten vier Raketen mit Atomsprengköpfen stationiert - eingestellt auf Ziele in Westeuropa. Die Silos stehen noch und den Bunker, der von Schrottdieben bis auf die letzte Schraube ausgeräumt wurde, kann man auch betreten.
Hergeführt hatte mich -natürlich- wieder ein Geocache. Als ich aber zu waghalsigen Klettereinlagen im zweiten Untergeschoss auf Höhe des Grundwassers gezwungen wurde um das Innere eines Silos zu erreichen, brach ich die Suche sicherheitshalber ab. Wie sich im Nachhinein anhand der Bilder anderer Cacher zeigte, war diese Stelle noch eine der einfacheren und es wären noch fiesere gekommen. Ich ärgere mich, so unvorbereitet hier gewesen zu sein. Das Innere eines Atomraketensilos werde ich nun wohl nie zu Gesicht bekommen.
Die Gefühle und Gedanken, die so ein Bauwerk aufkommen lässt sind schon beachtlich. Über den Einsatz von Atomwaffen mag man nicht nachdenken. Von diesem Standpunkt aus betrachtet wirkt das Szenario nochmal beängstigender als beispielsweise der Besuch des atomsicheren „Honeckerbunkers“, den ich vor Jahren schon erkunden durfte.

Das nächste Ziel: Litauen! Der unentbehrliche Campingführer schlug eine Bleibe an einem See vor. Soll mir recht sein. Also hin! Ich fand einen Platz vor, der aus vielen schönen Hütten bestand aber sogar auch Klassenräume und Konferenzräume für Veranstaltungen anbieten konnte. Seltsamerweise war ich wieder der einzige Gast, was ich sehr schade fand, weil der Campingplatz eigentlich so toll eingerichtet und gelegen war, dass es hier von Urlaubern hätte wimmeln müssen und so deplatziert kam ich mir hier Anfang September eigentlich auch nicht vor.

Wieder zauberte die untergehende Sonne beeindruckende Farben an den Himmel, auf den See und auch sonst in die Landschaft!
Auch in Litauen blieb es bei einer Übernachtung. Die Länder des Baltikums sind deutlich schneller zu durchfahren als die skandinavischen. Beim Grenzübertritt nach Polen passierte es ausgerechnet mir, der auch in Deutschland jeden Meter mit Licht fährt, dass ich von der Polizei angehalten wurde. Auch in Polen besteht Lichtpflicht und nach dem letzten Halt hatte ich es dann doch mal vergessen einzuschalten.
Aber die polnischen Polizisten waren überaus freundlich und fragten, ob mein Licht denn funktioniere und waren zufrieden als ich es eingeschaltet hatte. Sie fragte noch, wo ich denn herkomme (mein Ziel „Deutschland“ dachten sie sich sicherlich), waren ziemlich erstaunt und wünschten mir noch eine gute Fahrt.
Ein Blick auf die Karte entschied mein Tagesziel - die Masuren.
Erst vor wenigen Wochen waren Freunde hier und ich konnte mir schnell per Handy Campingplatz-Tipps besorgen.

Am nächsten Tag lag dann die Wolfsschanze direkt auf dem Weg und auch hier musste natürlich gehalten werden.

Das Navi und die Landkarte waren sich jetzt einig, dass die deutsche Grenze noch in der Nacht erreicht werden könne. Das würde mir eine wilde Übernachtung in irgendwelchen polnischen Wäldern ersparen und so entschloss ich mich durchzufahren. Ich hatte den Grenzübergang in Stettin angepeilt und wollte auch noch einen Umweg über Usedom machem. Dabei kam mir in den Sinn, einfach vor dem Vereinsheim der Anklamer Trabifreunde zu campieren. Den Chef, der direkt neben dem Vereinsheim wohnt, kenne ich gut und so schrieb ich ihm einfach eine SMS, dass er sich nicht wundern solle, wenn ich morgen früh bei ihm stehe.
Geschafft! Morgens um vier Uhr baute ich mein Dachzelt in Quilow auf.
Jens hat meine SMS natürlich nicht gelesen und staunte morgens nicht schlecht über den unerwarteten Besuch.
Ich wurde munter als kurz nach acht Uhr jemand ums Auto lief. Ich schaute nach und wurde mit einer Tasse heißen Kaffees begrüßt und den Worten „Meine Frau hat gesagt du sollst reinkommen zum frühstücken.“.
Hach, hier fühle ich mich doch wohl!
Es war Samstag und der Urlaub ging auf sein Ende zu. Montag ruft der Job schon wieder. Also auf nach Usedom!
Mitten auf der Insel sah ich im Augenwinkel plötzlich einen Wartburg Tourist und für einen Augenblick bildete ich mir ein das Länderkürzel „CH“ auf dem Heck zu erkennen. Das ist doch nicht etwa?! Sofort anhalten und umkehren. Ich stellte das Auto einfach mit Warnblinkanlage an den Straßenrand und rannte zum Wartburg an dessen Heck ich nun klar und deutlich ein schweizer Kennzeichen erkannte. Meine Vermutung war richtig. Es war Philip, ein Freund, der in der Schweiz Trabant und Wartburg fährt. Noch bevor ich den Wartburg erreichte fing mich seine Frau schon mit den Worten ab: „Brauchst nicht rennen, Philip parkt nur um!“. Wir waren alle sehr überrascht, uns hier, am anderen Ende der Republik, ganz zufällig zu treffen.
Nach einer tollen gemeinsamen Zeit führte mich mein Weg weiter nach Schwerin. Eine Verabredung mit dem "Sandmann" der Dosenfischer war das nächste Highlight auf meinem Weg. Die „Dosenfischer“ produzieren den wohl bekanntesten deutschen Podcast unter den Geocachern und ich war eingeladen, auf ein Interview in Schwerin vorbeizukommen.
Am Abend trafen wir uns also auf einem Campingplatz am Schweriner See und begannen einfach zu plaudern. „Sandmann“ hielt mir sein Mirkofon unter die Nase und wir quatschten übers Trabantfahren, übers Geocachen und über meine letzten 8000 Kilometer, die nun mittlerweile seit meiner Abfahrt auf den Trabanttacho hinzugekommen sind. Als das Mirkofon aus war hatte ich einen neuen Freund und der Sandmann einen knapp anderthalb Stunden langen neuen Podcast im Kasten. Wir hatten eine tolle Zeit und es hat einfach Spaß gemacht.
Nunja - ab Sonntagmittag folgten dann 400 ziemlich unspektakuläre Kilometer nach Hause.
Mein Tacho zeigte jetzt knapp 8400 zurückgelegte Kilometer an. Über 1000 mehr als ich in den ersten Planungen errechnet hatte. Es war die weiteste Tour, die ich bisher unternommen hatte. Nicht nur die zurückgelegte Stecke ist ein Maximum, sondern auch das Dörfchen Mehamn ist von Mühlhausen weiter entfernt als Fes im afrikanischen Marokko oder der asiatische Teil von Istanbul wo wir ja auch bereits waren. So recht bewusst wurde mir das Ausmaß der Tour wohl erst im Nachhinein.

Probleme? Pannen? Oh ja. Die gab es wieder reichlich. An meinem Campingstuhl hat sich ein Niet gelöst und ich habe wirklich kurz überlegt, das Werkzeug auszupacken und eine Ersatzschraube dort zu montieren. So recht notwendig war es aber dann doch nicht.
Nunja, und das moderne Autoradio hat einen Lautsprecher zerstört und ab Nordschweden hatte ich kein Autoradio mehr.
Das Auto? Dem Auto hat es genügt, alle 200-300km neues Benzin zu bekommen. Ich hatte während der ganzen Tour keinen Schraubenzieher ausgepackt, keine Glühbirne gewechselt, keinen Keilriemen und auch kein anderes Wehwehchen zu verarzten. Das Auto ist meine Urlaube offenbar gewohnt.

Für 2012 ist das Fährticket nach Irland schon gebucht und auch für die nächsten Jahre hab ich schon Pläne!

Wir lesen uns!