Ungarnurlaub an der Adria

In der letzten Juliwoche brachen drei Trabis und ein Wartburg des Mühlhäuser Clubs kurz nach Mitternacht zur Fahrt an den ungarischen Balaton auf. Wir steuerten den Ort an, in dem wir bereits 1997 ´ne Woche campierten: Balatonszarsó.
Unsere Route führte von Mühlhausen durch Erfurt, die A4 entlang bis Chemnitz, dann zur Grenze. An der tschechischen Grenze trafen wir zufällig zwei andere thüringer Trabis mit fast dem selben Ziel, die aber, da sie keine Dachzelte dabei hatten, etwas schneller unterwegs waren.
Unsere Route führte uns weiter durch Prag, Brno und Bratislava zur ungarischen Grenze, die wir am frühen Nachmittag erreichten. Hier staute sich der Verkehr stark und wir mussten bis zur Abfertigung mehrere Stunden warten.
Es war bereits dunkel als wir an der Autofähre über den Balaton ankamen. Hier erreichten wir schon über CB-Funk einen Freund, der bereits am Südufer auf uns wartete.
Angekommen in Balatonszarsó verteilten wir uns in Ferienzimmern und auf einem Zeltplatz. Der Chef des Campingplatzes und sogar andere Campingfreunde erkannten die "offensichtlich verrückten" Trabi-Piloten sofort wieder.
In Ungarn selbst haben wir dann auch verschiedene Fahrten unternommen. Oft waren wir in der Nähe von Siofok unterwegs um etwas auf den Märkten zu stöbern. Auch der Besuch bei verschiedenen IFA-Teilehändlern, die es in Ungarn noch ziemlich häufig gibt, durfte natürlich nicht vergessen werden.
Am Montag der zweiten Woche brach ich zusammen mit Heiko-"Pepe"-Peplau spontan zu einer Rundfahrt durch Kroatien und Slowenien auf. Nach dem Frühstück ging's dann langsam los. Das gesamte Südufer des Balaton entlang, noch ein paar Kilometer Ungarn, dann die Grenze zu Kroatien.
Einige Kilometer hinter Zagreb begann die Landschaft langsam zu einem Gebirge zu werden. Wir fuhren jetzt durch einige Tunnel auf einer wirklich gut ausgebauten, teilweise vierspurigen Straße. Hin und wieder musste Maut gezahlt werden. Für die über 400 km bis nach Pula (Adriaküste) aber nicht mal 20 Mark.
Langsam begann die Sonne direkt im Meer zu versinken. In diesem Moment kamen wir uns wieder so richtig groß vor! Hatten wir doch bereits in diesem Urlaub schon fünf Länder durchfahren und morgen sollte noch Slowenien auf unserem Reiseplan stehen.
Glasklares, warmes Wasser und die letzten Sonnenstrahlen verleiteten uns noch einmal zu einem kurzen, jetzt ja salzigen, Bad im Meer.
Unser Nachtquartier errichteten wir nur knapp 10 Meter von der Küste entfernt.
Am nächsten Morgen war das Wetter ideal zum Baden – nicht ein Wölkchen! Jetzt sahen wir auch, dass wir am vergangenen Abend zwischen hunderten Seeigeln und anderem Meeresgetier rumgeschwommen sein müssen. Es war recht interessant, was man alles beim Schnorcheln entdecken konnte.
Am Mittag machten wir uns dann wieder auf den Weg zurück nach Ungarn. Diesmal wählten wir den Weg über Slowenien nur deshalb, um in diesem Jahr auch noch ein sechstes Land zu durchfahren.
Um 22:00 Uhr erreichten wir dann wieder die ungarische Grenze, an der wir zum ersten mal etwas genauer kontrolliert wurden. Diesmal interessierten sich die Grenzer sogar für das Alter meines Fahrzeugs und ein Beamter wollte sich unbedingt in den Trabi setzen. Auf die übliche Frage, was ich denn merkwürdiges auf meinem Dach umherfahre, konnte ich ganz vorbereitet mit einem "Super-Trabi"-Foto vom letzten Jahr aushelfen, um ein Dachzelt zu beschreiben.
Um Mitternacht waren wir wieder auf unserm Zeltplatz. In den letzten 50 Kilometern stand eine kleine Dose Tomatensuppe auf meinem Krümmer, die jetzt genau die richtige Temperatur zum essen hatte...
In Ungarn verbrachten wir noch viele Tage am Strand. Auch eine Fahrt mit Strandbuggys, die ein Veranstalter aus alten Wartburgs mit dem originalen Motor gebastelt hatte, durften wir uns nicht entgehen lassen.
An einem anderen Tag besuchten wir einen Thermalsee. Mit seiner Wassertemperatur von ca. 36 °C und dem schwefelhaltigen, leicht radioaktiven Wasser war auch dieser Ausflug ein Erlebnis.
Ein ganz anderes Erlebnis kann jeder Trabifan in Ungarn erleben: Hier fahren verhältnismäßig viele 1.1er herum. Während in der DDR scheinbar nur weiße Kombis und nur die Nullserie der Limo`s (ebenfalls Togaweiß) verkauft wurden, kann man hier fast alle gängigen Trabant-Farben an den Viertaktern sehen. Auch fällt auf, dass viele 90er und sogar 91er 1.1er Limo’s rumfahren, die es ja bei uns so gut wie gar nicht gibt. Als wir nach zwei Wochen die Heimreise antraten, versuchten wir wieder ein ungarisches Trabi-Treffen mitzunehmen, dass wir dann aber leider verfehlten.
Kurz vor der Grenze zur Slowakei begegneten wir noch einem anderen Trabi-Club, der scheinbar gerade seinen Sommerurlaub begann. Nach zwei Wochen Urlaub mit hervorragendem Wetter und "nur" knapp 16 Stunden Heimfahrt erreichten wir wieder ohne nennenswerte Pannen Mühlhausen. Das einzige Problem, das bei der Fahrt durch die Tschechische Republik aufgetreten war, waren Bleifäden oder Ablagerungen an den Zündkerzen beider Zweitakt-Trabis. Offensichtlich sind diese gutes, verbleites Benzin, wie es hier noch angeboten wird, einfach nicht mehr gewohnt. Kleinere Sorgen bereitete uns auch noch der über 30 Jahre alte Wartburg, der, wie scheinbar alle Wabu´s, an heißen Tagen mit der Kühlung zu kämpfen hatte. Mit ernsthaften Reparaturen hatten wir aber wie gesagt den ganzen Urlaub nicht zu kämpfen. Nach insgesamt fast 13.000 km schon eine erwähnenswerte Leistung!
Bei einem Schnitt von 7 Litern je 100 km pro Auto kommt man einschließlich 2T-Öl auf fast eine Tonne verbrannten Kraftstoff für 5 Fahrzeuge, 4,3Liter Hubraum und 184 PS.