Ersatzteile, die ich auf meine Reisen mitnehme
Ich werde oft gefragt, was ich auf meine Fernreisen für Ersatzteile und Werkzeuge mitnehme.
Hier möchte ich meine Checkliste einmal vorstellen. Diese gilt für meinen 88er Trabant mit Elektronikzündung. Ältere Trabanten benötigen entsprechend andere wichtige Teile.
Ersatzteile:
- Motor komplett und getestet (vielleicht kein Muss, aber wenn man mit mehreren Trabanten unterwegs ist oder der Motor schon eine ordentliche Laufleistung hat)
- Reserverad (Klingt banal und wird praktisch nie benötigt, wenn man nicht gerade eine Piste befährt. Fährt man aber mit mehreren Autos kann man Platz schaffen, in dem man nur ein Rad mitnimmt!)
- EBZA Steuerteil
- Geberplatine für EBZA
- Mitnehmerscheibe für Geberplatine.
- Kerzenstecker (geprüft)
- Zündkabel
- Zündkerzen (neu!) (es dürfen ruhig mehrere sein - 4 habe ich immer dabei)
- Lichtmaschine komplett mit Regler (geprüft)
- Keilriemen (gern auch mehrfach!)
- Zündspule (getestet)
- Radbremszyliner vorn (Ich habe beide Seiten dabei. Für den Notfall würde vielleicht einer reichen, der funktioniert auch auf der falschen Seite als Heimbringer. Einen hinteren RBZ habe ich nicht immer dabei. Man kann im absoluten Notfall den hinteren
Bremkreis totlegen in dem man den Entlüftungsnippel des vorderen RBZ in den Abgang des HBZ schraubt. Nicht schön, aber man kommt zur Not auch so 5000km nach Hause.)
- Bremsschlauch je 1x vorn und hinten
- Bremsbacken 2x (falls es mal gesuppt hat oder sich ein Belag gelöst hat)
- Schrauben/Muttern M6, M8, M10 in verschiedenen Längen, Radmutter
- Lampenkasten (nicht "lebenswichtig", aber für die Sicherheit und weil er Pflicht ist in verschiedenen Ländern)
- Spannband für den Lüfter (auch, wenn es nicht zum Baujahr passt, rettet es u.U. den Lüfter, wenn die Verschraubung mal wegbricht)
- Kopfdichtung (2x)
- Krümmerdichtung (2x)
- Zylinderkopf (entfällt, wenn man sowieso einen Motor dabei hat)
- Gas-Bowdenzug, Rückholfeder
- Kupplung komplett (Scheibe, Automat, Drucklager)
- Benzinschlauch
- Vergaserdeckeldichtung
- Korkdichtung Benzinhahn
- Zugmagnet vom Anlasser
Werkzeuge:
- Ring-/Maulschlüssel 7,8,9,10,12,13,14,15,16,17,18,19,21,22,23,27
- Ringschlüssel 30,32,36
- Nusskasten
- Hammer
- Zangen (Kombizange, WaPu-Zange)
- Schraubendreher
- Innensechskant 6,10mm
- "Stromkiste" (Multimeter, Kabelschuhe, Lüsterklemmen, Kabel)
Und sonst so?:
- Reservekanister (in "zivilisierten" Gebieten sollten 5 Liter genügen, in abenteuerlichen entsprechend mehr)
- Zweitaktöl (Faustregel mit Reserven: 2,5L/1000km)
- Starthilfekabel
- Abschleppseil
Was wir davon schon gebraucht haben?:
- Bulgarien 1998: hier waren wir noch unerfahren. Meinen Keilriemen hatten wir noch dabei, die Unmengen an Zündkerzen, die dem rumänischen Sprit zum Opfer gefallen waren ebenfalls, der Kupplungsautomat für Connys Trabant musste aber "beschafft" werden.
- Italien 2003: Eigentlich nur eine Probefahrt mit einem "neuen" Auto. Der Verlust einer Radmutter zeigte, dass meine ET-Liste noch nicht vollständig war. Mit der gerissenen Tachowelle hätte ich zur Not leben können.
- Korfu 2004: Die einzige Tour bisher, die wirklich den Ersatzmotor forderte. Motorschaden an Michaels Trabant. Außerdem bei mir wieder einmal der Keilriemen.
- Marokko 2006: Eine gebrochene Schraube an der Hinterachse forderte einen Werkstattbesuch und das mitgebrachte Schraubensortiment. Auch der Keilriemen war wieder einmal dran.
- 8-Länder-Tour 2007: Nichts, aber auch gar nichts ging an beiden Autos kaputt. Ehrlich gesagt ist das aber dann doch die Ausnahme.
- Schottland 2008: Hier ist mir das Lüfterrad herausgebrochen. Da sich der Defekt abgezeichnet hat war Ersatz dabei, sonst wäre es vielleicht ein Fall für das Spannband geworden. Ein kleines Leck am Benzinhahn brachte die mitgebrachte Korkdichtung zum Einsatz.
- Türkei 2009: Der obligatorische Keilriemen bei Sven ist kaum noch erwähnenswert, meine Lichtmaschine war auch schnell gewechselt und selbst mein Anlasser brauchte nur eine Reinigung. Spannend wurde Svens Radbremszylinder: Er wäre schnell gewechselt gewesen, wenn bei der Demontage nicht die Bremsleitung kaputt gegangen wäre. Als Notlösung überlegten wir uns ein Provisorium aus einer Kürzeren und einem Bremsschlauch, stellten dann aber fest, dass die kürzere Bremsleitung doch reicht,
wenn man sie "hinbiegt" und anders verlegt. Dieses Provisorium hält bis heute. Der Bremsflüssigkeitsverlust forderte auch die Ersatzbremsbeläge.
- Korsika 2010: Das Unschöne war ein sich auflösendes Kerzengewinde. Als ich das feststellte, habe ich auch die Zündkerzen gewechselt. Das Gewinde hielt aber noch locker bis nach Hause. Sonst wäre es ein Fall für den neuen Zylinderkopf gewesen.
Auf den letzten 50km kam tatsächlich auch einmal das Reserverad zum Einsatz. Aber das gehörte eigentlich schon nicht mehr zum Urlaub.
- Ostseeumrundung 2011: Wieder ein Traum! Nichts, aber auch gar nichts ging auf den 8400km kaputt was repariert werden wollte (zählt man den Lautsprecher vom Autoradio und den Campingstuhl einmal nicht dazu).
- Irland 2012: Ein Benzinschlauch wurde undicht und musste ersetzt werden, die Rückholfeder vom Gaspedal war gebrochen und ein Radbremszylinder wurde undicht. Außerdem ging ein Anlasserzugmagnet kaputt und musste notdürftig repariert werden. Seit dem packe ich auch einen Zugmagneten in die ET-Kiste.
- Balkan 2013: Glück gehabt - wieder eine pannenfreie Fahrt!
- Polen 2014: Ebenfalls pannenfreier Urlaub.
- Kroatien 2015: eine abgefallene Schraube am Vorschalldämpfer forderte das Schraubensortiment schon in der ersten Nacht. Die zweite verlorene Schraube (am Vergaser) sorgte dafür, dass mehr Benzin aus dem Vergaser ließ als in den Motor. Abhilfe konnte eine Bastelei aus einer M8-Schraube, mehreren Muttern und ein paar zufällig mitreisenden Nullringen schaffen. Dieses Provisorium hielt noch bis zu Hause (und ehrlich gesagt noch ein paar Monate länger).
- Elba 2016: Werkzeug wurde benötigt. Der Hammer! (der Sonnenschirmständer ließ sich sonst nämlich nicht in den Boden rammen) - kurz: Auch wieder pannenfrei.
- Ungarn Kurzurlaub 2017: nach der ersten Pause auf einem Rastplatz lief er plötzlich nur noch auf einem Zylinder. Die Zündkerze wurde gewechselt, war aber offenbar nicht die Ursache. Es war ein Kerzenstecker.
- Portugal 2017: Die Schraube vom Vorschalldämpfer war wieder fällig. Wieder in der ersten Nacht. Außerdem begannen einige Benzinschläuche undicht zu werden. Da sie dabei waren, konnten sie gleich ersetzt werden.
- Tunesien 2018: Es musste wieder gebastelt und improvisiert werden: Gebraucht habe ich schlussendlich eigentlich nur das Werkzeug und dünnes Blech eines Marmeladenglasdeckels. Die Drosselklappenwelle des Vergasers saß nicht richtig. Achsiales Spiel sorgte dafür, dass die Drosselklappe nicht richtig schließen konnte und so der Motor im Leerlauf sehr hoch drehte.
- Rumänien 2019: Ein eingefahrener Nagel bei Bukarest verlangte das Reserverad. Das defekte Rad konnte wenige Kilometer später repariert werden. Spannender war ein geschmolzenes Abblendrelais. Hier half aber nur, das Fernlicht für den Rest des Urlaubes außer Betrieb zu setzen.
- Hessen 2021: Der erste Familienurlaub führte uns nur gut 100km in die "Ferne". Wir haben trotz Anhänger viele der aufgeführten Ersatzteile zu Hause gelassen. Auch das Reserverad. Natürlich ging auch nichts kaputt. :-)